Eine Katastrophe und der Ausweg:
Nemos Blick auf und heraus aus Religionen
Bei der Frage nach der
durchschnittlichen Lebenserwartung einer Religion fällt mein Blick auf
kurzlebige Religionen. Einerseits gibt es heidnische Religionen, die 4000
Jahre alt sein mögen. Der Taoismus startete vor 2400 Jahren, das
Christentum hat 2000 Jahre auf dem Buckel, der Islam 1400.
Dem steht aber tatsächlich ein Gewimmel von Religionsgründungen gegenüber,
die nur so lange halten, wie ihr Gründer sie hinausposaunt.
Staatskirchen wurden ja extra
ernannt, um dem Religionsgeschrei Einhalt zu gebieten. Indien scheint mir
ein Zirkus aus 1000 Gurus nebeneinander zu sein...
Und noch einen Stock kleinräumiger
glaube ich, dass Familien mit Kindern in der Vorpubertät aus den Fragen
der Kinder heraus bei fantasie- oder humorvollen Eltern eigene, bald sich
wieder verlierende Religionsgemeinschaften sind.
...................
Ich erwarte, dass Zeitreise-Forscher
Jesus kaum auffinden könnten. Ein seitlich vom damaligen Zirkus
herumlaufender Prophet, dem niemand eine Chance gab. Da lacht der
Geschichtsforscher. Denn so taumelt die Historie, unvorhersehbar.
Jesus als vorderasiatischer
Kleinsterlöser - wahrlich, welch Maßstabverschiebung. Er ist dann zu
erkennen als eines der Phänomene, die ausschließlich durch starke Jünger
plus politische / kulturelle Zeitumstände groß wurden. Mohammed grüßt von
ferne.
Jesus depressiv: Ich habe ein Buch,
„Genie, Irrsinn und Ruhm - eine Pathologie des Genies“ von Wilhelm
Lange-Eichbaum, die vierte Auflage, danach wurde das in 11 Bände
ausgewalzt... dieser Wälzer hat meiner Ansicht nach nur eine Funktion:
Dass EINEM Autoren mal unter Heranbemühen von viel Wissenschaftlichkeit
erlaubt ist, Jesus als manisch zu bezeichnen. Dass er das war, weiß jeder
nach kurzem Hinschauen. Aber hier wird es gesagt.
Wäre Jesus aufs Rad geflochten
worden - eine tödliche Folter - gäbe es heute die "Geräderten" -
diejenigen, die an den auf dem Rad zu Tode gequälten Christus glauben. Im
Prinzip ist mir das Rad als religiöses Symbol sympathisch - weil ich damit
Friedliches verbinde: Kreislauf des Lebens. Indem bei den fiktiven
"Geräderten" die mögliche, sehr seitliche Rolle von "rädern" als "foltern"
aufs Podest kommt, wird mir deutlich, was mir das Kreuz als Symbol
unsympathisch macht: Ein technisch nur zur Folter errichtetes Konstrukt.
Ein mehrjähriges Projekt würde
entstehen, wenn ich ausgerechnet die Bibel kreativ aufarbeiten sollte. Das
Hohelied würde ich von Telefonsexsprecherinnen intonieren lassen, das Neue
Testament würde ich in fünfzig Märchen für Kinder unter 12 zerlegen, und
das Alte Testament wäre zu trennen in eine "Sammlung der Archetypen" und
ein "langweiliges Geschichtsbuch Israels".
Ach je, die Bibel war schon ein
quälendes Werk. Der Koran ist es offenbar noch. Ich steh auf Laotse.
In den Augen von Gläubigen bin ich
Atheist. Ich selbst interpretiere meine religiöse Haltung als "Taoist" und
bleibe zwischen Christen evangelisch, ohne dass ich mich falsch
interpretiert fühle. Philosophisch bin ich wohl am ehesten ein
"Existenzialist". Das Wort "Atheist" haben Christen erfunden. Niemand
sollte sich diese billige Wortschöpfung antun!
Mit der Religion halte ich es, seit
ich 16 bin, mit einer englischen Zeile, die ich auf dem Cover der LP „Jethro
Tull - Aqualung“ las und die mich mit mehr Donnerschlag als die 1000 mir
vorher an den Kopf geworfenen Bibelpsalmen durchfuhr: „In the beginning
Man created God; and in the image of Man created he him“. Ja, klar, so ist
es. Amen.
...............................
Gott mal als „Archetyp“ zu
handhaben, in der Nähe zu Frankenstein, Golem und Dracula, in Konkurrenz
zu den Göttern, in Ehe mit dem Archetyp der heiligen Jungfrau und
Dennoch-Mutter, also Maria, hat ja schon mal was... Befreiendes.
Jede katholische Kirche strotzt vor
Göttern. Sie werden „Heilige“ genannt. Ihnen zu Ehren gibt es die wahrhaft
originellen Zeremonien. Was wäre unsere Novembernacht ohne den Umzug zu
Ehren des heiligen Sankt Martin. Und die Mutter Gottes - also heilige
Maria, wenn das keine Muttergottheit ist!
Helloween ist eine Feier des Teufels
- das liegt doch auf der Hand. Auch die allemannische Fastnacht ist eher
vom Teufel geritten als einem Himmel nahe.
Wie umgehen mit Mobbing? Bei
Anfängen von Hexenjagd sollte das Opfer diese weiträumig umkurven oder -
zu anderen Themen - in den Angriff übergehen: „Yeah, ich bin die Hexe,
versucht mich zu verbrennen, ihr Muggels, hahaha!“
...........................
Juden, Christen, Muslime: Das ist
wie Gesetze in drei Ländern. Alle führen einen ungefähr gleichen Gott im
Munde. Eine Nummer drunter wuchern Unterschiede.
Die „großen“ Religionen haben von
Zeit zu Zeit, z.B. das Christentum von 900 bis 1900 nach Christus im
Abendland erhebliche Kulturleistungen blockiert. Die „große Religion“
Islam ist von Anfang bis heute ein erheblicher Kulturblocker.
Feste, Rituale und Stationen,
Transitionen im Lebenslauf, karitative Werke und Mitleid speziell den
GROSSEN Religionen zuschreiben zu wollen, halte ich für unzutreffend. Das
kann man den „heidnischen“ Religionen nicht absprechen.
Wer „Astrologie“ zum Spleen, zum
Hobby, zur Märchenstunde hinüberschiebt, der würde die Maya empören, wenn
sie nicht von Spaniern im Namen Gottes niedergemetzelt worden wären. Ich
sehe quantitative Unterschiede, die dann die Massen-Religionen zu ihrer
Arroganz verleiten, aber keine aufwertende inhaltliche Qualität in
Massen-Religionen.
...........................
Die religionsfreie, mit
Forschungsereignissen der letzten 200 Jahre statt mit Altüberbrachtem
motivierende Kindererziehung und das Bereitstellen gleicher Chancen für
Jungen und Mädchen, wobei es dann auch zu gleichen Teilen weibliche und
männliche Lehrkräfte von Kindergarten bis zum Studium braucht, sind für
mich grundlegend und trennen mich auch vom friedlichsten Muslim - der
seine Frauen, siehe am Beispiel des wirtschaftlich erfolgreichen Blackburn
in Großbritannien mit 60 Prozent Muslimen, in die Burka hineinerzieht, und
seine Kinder mit Religionsunterricht auf arabisch in die Dominanz der
Religion und ins Gefälle der Geschlechter drängt.
Wir sollten weltweit eine
religionsfreie Zone, Schule und Kindergartenwelt bieten. Dass wir Ethik
ohne Gott bieten. Dass wir mit Forschung statt mit Christus-Mohammend
motivieren.
Davon sind fast allen Kulturen
weltweit weit entfernt. In Regionen mit lässigem Umgang mit Religion
stilisieren sich Politiker samt ihrer Staatsbotschaft zu Gallionsfiguren.
"Die meisten Menschen brauchen
Gallionsfiguren?" Okay: Hebt für unsere Enggeister die Freigeister der
letzten 200 Jahre aufs Podest. |