Danke an Pedro für die Stichworte 598/13,
anhand der ich mir nun über diesen Arno Dübel bei Youtube zwei
Beiträge angeschaut habe. Hierzu ein Beitrag:
Den Mann klassifiziere ich als reales Kabarett. Ein selbstbewusstes
Kunstwerk. In seiner uneingeschüchterten Weise eine blanke Provokation.
"Die, die arbeiten gehn, tun mir leid"... da darf er sich übrigens auf
eines der zehn politisch wirksamsten Spiegel-Hefte berufen - "Wer
arbeitet, ist der Dumme" 39/2003.
Das Unerwartete an diesem Arno Dübel ist, dass er
nicht dumpf ist, nicht dumm antwortet. Eine so komplette und runde
Verweigerung sitzt da in der Talkshow, dass ihn ein Dramaturg hätte
erfinden können - und nun muss diese Person nicht erfunden werden. Sie
sitzt da, artikuliert sich und ist seitlich vom System, ist fremdartig für
Menschen, die den Regeln des Systems oberflächlich, angeblich und
offiziell folgen.
"Ich bin jetzt 53 - wer will denn noch so einen
alten Mann haben wie mich?". Da hat er nun mal recht: Die Langsamkeit und
Mechanik der Verwaltung, die Waffe des Krankschreibens, und "Was wollen
die da noch bei mir motivieren"... und dann: "Wenn die mir die
Unterstützung entziehen, ist man tot besser dran als lebend".
Um ihn herum in dieser Fern-Seh-Diskussionsrunde nun
die ihm gegenüber kalten, seiner Wirkung auf andere wegen besorgten
Reaktionen der Besitzenden - der Mann von Arbeitsamt (Thomas Bösenberg)
redet nicht mit ihm, sondern über ihn. Heiner Geissler nennt ihn
"psychisch krank". O welch Theater.
Es gab mal diesen kabarettistischen Spendenaufruf
für den jungen Krupp, einen Erb-Millionär, der sich beklagte, wie
teuer es sei, seine Yacht zu finanzieren... Wenn ich es richtig sehe, kann
Arno Dübel nach seinem Fernseh-Anti-Glamour-Auftritt ein Jahr lang von
Medien-Aufträgen leben... Unausgesprochen in der Sendung, nie bei
laufender Aufzeichnung aussprechbar für irgendjemanden, der kompletten
Zensur bundesweit unterliegend, meine ich sowieso, dass er über das Jahr
gerechnet 600 Euro pro Monat schwarz verdient hat und in seinem
medienwirksamen 30sten Jahr auf 1200 Euro schwarz pro Monat kam.... das
ist alles so normal für - ich schätze - ein Zehntel der Bevölkerung in
Deutschland: Haltungen á la Arno Dübel mit seinem rundgepanzerten Nilismus
"der nicht mitspielt, so wie es das Gesetz will" (Originalton Bösenberg).
Der Weg nach vorne angesichts solcher zum Genpool
eines Staates offenbar gehörender Menschen ist ja rechnerisch machbar -
Grundeinkommen - und scheitert aber an den AUSGABEN, aber nicht für diese
als Sozialschmarotzer beschimpften Menschen, sondern Grundeinkommen in
Deutschland scheitert anhand des Scheiterns des eigentlich machbaren
Kostenschrumpfens für die Verwaltung dieser Menschen. Eine Verwaltung
herrscht in Deutschland, die es so wie im Fall der GEZ-Abschaffung
schaffen wird, weiter zu bestehen in voller Personenzahl, weiter zu
schmarotzen. Wie bitte, Verwaltung sei Schmarotzertum? Ja. Unauffindbar
häufig. Häufiger und teurer gibt es schmarotzende Verwalter -
Scheinarbeiter, Verursacher von enormer Arbeit, die andere haben,
Kostenanhäufer, Geldverschleuderer - als Nichtarbeiter in Deutschland.
Politik hat das Problem, 10 bis 99 % Verarschte
und 1 bis 60 % Arschlöcher im Staate vorzufinden - und daraus den
Staat zu fügen. So schlicht wie in Brechts Lied mit dem Fisch Fasch und
seinem weißen Asch (daher soeben mein Sprung ins Anale) kann man die
Schmarotzer nicht rauswerfen.
Für mich ist Arno Dübel eine gelungene Geste. Seine
zwei Zimmer, in denen er wohnt, gehören in das Völkerkundemuseum von
Hamburg. Mit ihm dabei als Bewohner, wenn er will, zu den bisherigen
Unterhalts-Konditionen. Das philosophische Seminar der Universität Hamburg
soll ein Seminar pro Jahr bei ihm in den Zimmern anbieten: „Praktischer
Nihilismus“. Arno Dübel hat während des Seminars keine Auflagen, dass er
sich äußern müsse. |